Die vielfigurige Zeichnung zeigt das populäre Motiv der mystischen Verlobung respektive Vermählung der heiligen Katharina. Der Legende zufolge soll die Königstochter auf der Suche nach einem Gemahl gewesen sein, der ihr in Sachen Reichtum, Adelsstand und Weisheit ebenbürtig war. Ein Eremit soll sie auf Christus verwiesen haben. Nachdem sich Katharina hat taufen lassen, erschien ihr Jesus Christus in einer Vision und steckte ihr einen Ring an den Finger – als Zeichen der mystischen Verbindung.
In den meisten Darstellungen dieser Szene erscheint Jesus der Heiligen in Kindesgestalt. Hier tritt er als Heiland mit dem Kreuz auf und legt ihr den Ring an den Finger. Begleitet wird der Akt von mehreren Figuren, darunter Putti und ein Hund.
Die vermutlich Anfang 18. Jahrhundert entstandene Zeichnung mit ligiertem Monogramm ist mit Feder und Pinsel angefertigt. Ihr barocker Umriss verweist darauf, dass es sich um eine Skizze für ein Altarblatt handelt. Und als solche ist die Zeichnung auf dem dazugehörigen Passepartout von älterer Hand in Bleistift denn auch beschrieben. Die Sammlungsnotiz besagt, dass das Werk aus der Hand von Johann Georg Seiller (1663-1740) stammt. Demnach lässt sich das ligierte Monogramm als "JGS" lesen, will man sich auf den Autoren der Notiz berufen.
Der in Schaffhausen geborene Seiller absolvierte eine Schabtechniklehre bei Philipp Kilian in Augsburg. Danach dürfte Seiller einige Zeit als Kupferstecher in Rom verbracht haben. Es ist überliefert, dass Seiller einen Eidgenössischen Staatskalender angefertigt hat sowie das Titelblatt für eine Bibeledition. Sein Oeuvre besteht insbesondere aus Schweizer Landschaftsansichten, Genrebildern und Porträts von bekannten Persönlichkeiten. Auch kartografische Arbeiten sowie solche aus dem Bereich der menschlichen Anatomie sind von Seiller bekannt. Die meisten seiner Arbeiten stammen aus der Zeit von 1680 bis 1700.
Es ist nicht auszuschliessen, dass das vorliegende Blatt mit dem unter Priorin Josepha Dominica von Rottenberg in Angriff genommenen Neubau des Klosters St. Katharinenthal in Diessenhofen in Zusammenhang steht. Denkbar, dass Seiller sich mit dieser zeichnung um einen Auftrag beworben hatte. Das Altarblatt in der Klosterkirche zeigt die mystische Verlobung der Kirchenpatronin und stammt von Jaob Carl Stauder (1694–1756) aus dem Baselbiet.
Das Blatt ist physisch in einem guten bis sehr guten Zustand, insbesondere im Sichtbereich. Ein alter Faltenwurf unten links fällt nicht zu sehr ins Auge. Altersbedingt ist das Papier überall leicht fleckig. Das in einem Passepartout montierte Blatt ist in einem verglasten Rahmen gefasst. Dieser ist als Beigabe zu betrachten.
Lichtmasse der Zeichnung: 17x27cm
Masse Blatt: 19,5x29cm
Masse Passepartout: 32,5x49cm
Masse Rahmen: 39x55,5cm
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CHF 560.00Preis
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