Dieses reizende Aquarell von 1838 stammt von einem der bedeutendsten Landschaftsmaler der österreichischen Biedermeierzeit. Jakob Alt (1789-1872) zeigt hier mit grosser Wahrscheinlichkeit eine Gebirgslandschaft in der Hohen Tatra in den Karpaten. Das Blatt ist unten halbrechts signiert und datiert.
 
Beim markanten Bergmassiv im Hintergrund handelt es sich wohl um einen Ausläufer der Meeraugspitze (Rysy), wenn nicht um den Gipfel selbst. Im vordergründigen sonnenbeschienenen Weiler mit kleiner Figurenstaffage steht eine für die Region charakteristische Holzkapelle. Um welchen Dorfweiler genau es sich handelt, ist nicht auszumachen. Er dürfte entweder in der Gegend um Uhrngarten (Tatranská Javorina) oder Tschirmer See (Štrbské Pleso) im heutigen Grenzgebiet von Polen zur Slowakei zu lokalisieren sein.
 
Das Aquarell ist in der für Jacob Alt typischen Detailverliebtheit ausgeführt, welche insbesondere in der Vegetation ihren Ausdruck findet: Alt beherrschte die Darstellung von Bäumen und Sträuchern so meisterhaft wie nur wenige seiner Zeitgenossen.
 
1789 in Frankfurt am Main geboren, erhielt Jakob Alt ebenda seine erste Kunstausbildung. Ab 1810 war er in Wien ansässig, wo er im Kreise weiterer bekannter Künstler zunehmend als Landschaftsmaler und Lithograf tätig war. In späteren Jahren schuf Alt fast nur noch Aquarelle. Er stand ab 1833 in Diensten des Kaiserhauses, was seinem Ansehen enormen Schub verlieh.
 
Der Zustand des vorliegenden Aquarells ist einwandfrei. Ob der leicht ockerfarbene Grundton beabsichtigt oder altersbedingt entstanden ist, bleibt unklar. Gefasst ist das Blatt hinter Glas in einem edlen Passepartout mit übereck vergoldetem Rahmen.
 
Lichtmasse: 15x24cm
Gesamtmasse: 33x41cm