Bewundernswert sind insbesondere jene Künstlerinnen und Künstler, die es autodidaktisch soweit bringen, dass sie selbst besser werden als die akademisch Gebildeten. Zu diesen Naturtalenten gehört Anders Andersen-Lundby. 1841 als Anders Andersen im dänischen Dörfchen Lundby bei Aalborg geboren, versah er seinen in Dänemark zuhauf vorkommenden Allerweltsnamen mit dem Zusatz „Lundby“, um seine Identität zu untermauern. Bereits im Alter von 23 Jahren zeigte er seine Ölgemälde in namhaften Hallen der Hauptstadt Kopenhagen.
Er verliess bald seine Heimat und übersiedelte nach München, wo er sich mit seiner Malerei hauptsächlich der umgebenden Landschaft widmete und wachsende Popularität genoss. Andersen-Lundbys Schwerpunkt lag auf Winterlandschaften. Oft bildete er beschauliche, tief verschneite Gegenden ab, über denen eine wohltuende Ruhe liegt. Personenstaffagen und Pferdefuhrwerke werden selten zum Hauptbestandteil seiner Gemälde, wirken aber stets stark stimmungsbildend.
Zu Andersen-Lundbys bemerkenswertesten Gemälden, die nicht den Winter zum Thema haben, gehört das hier vorgestellte grossformatige Werk „Sommertag am Starnbergersee“ aus dem Jahre 1884. Der Künstler beweist, dass sein Gespür für jahreszeitliche Stimmungen sich nicht auf den Winter beschränkt. Man fühlt förmlich die Sommerhitze, welche über der weiten Landschaft liegt. In der Ferne die Erhebungen im Chiemgau, darüber sonnenbeschienene Wolkengebilde, im Mittelgrund der spiegelglatte Starnbergersee – die Hitze steht in der Luft, es ist vollkommen windstill.
Aus der Bewaldung im vorderen Mittelgrund ragt Schloss Possenhofen mit seinen charakteristischen Ecktürmchen. Hier hat Kaiserin Elisabeth („Sisi“) von Österreich ihre glücklichen Kindheits- und Jugendjahre verbracht. Als einziges lebendes Objekt malt Andersen-Lundby am unteren Bildrand ein Reh in Rückansicht. Dies, um den Betrachter nicht von der ungemeinen Fern- und Tiefenwirkung der Szene abzulenken. Besondere Aufmerksamkeit zollt der Maler der Ausführung der Büsche und Bäume, welche er mit fotografischer Genauigkeit abbildet.
Dem schaffenskräftigen Münchner Maler aus Dänemark gelingt hier ein Stück Landschaftsmalerei von höchster Güte und frappierender Klarheit. Und mit Sicherheit ist dieses herrliche Gemälde als eines seiner Hauptwerke aus der Reihe von Nicht-Winterbildern einzuordnen.
Anders Andersen-Lundby starb Anfang 1923 in München. Sein Oeuvre ist auf dem internationalen Kunstmarkt rege vertreten. Mehrere namhafte Museen besitzen Werke Andersen-Lundbys.
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