(Artikel aus der "Zuger Zeitung" vom 23. März 2018 von Andreas Faessler)
In den Darstellungen von Christi Kreuzigung finden wir sie eher selten, die beiden Männer, welche auf Golgatha an der Seite von Jesus ebenfalls den Tod fanden. Alte religiöse Schriften wie die «Pilatusakten» des Nikodemusevangeliums wollen wissen, dass sie Dismas und Gestas hiessen. In biblischen Texten hingegen werden ihre Namen nicht genannt, sie werden als «Schächer» respektive Verbrecher bezeichnet und finden nur kurze Erwähnung. Einzig der Evangelist Lukas notiert etwas ausführlicher. Er beschreibt, wie der Verbrecher zur Linken Jesu (Gestas) am Kreuze hängend diesen verspottet, während derjenige zur Rechten Jesu (Dismas) seinen Lebenswan del bereut und sich zum Glauben an Christus, den Sohn Gottes, bekennt. Nach Lukas bittet Dismas Jesus, er möge an ihn denken, wenn er in sein Reich heimkehre. Jesus verspricht ihm, er werde «noch heute mit ihm im Paradies sein». Die orthodoxe Kirche gedenkt am 23. März des «guten Schächers» Dismas – er wird vor allem im Osten als Inbild vollumfänglicher Reue angesehen.
Für die katholische Kirche gilt der 25. März als Gedenktag. Die kultische Verehrung von Dismas ist im Westen erst seit dem Mittelalter bekannt, im Osten setzte sie bereits viel früher ein. Biografisch ist über Dismas kaum Handfestes verbürgt. Die kirchliche Auffassung geht vornehmlich dahin, dass er Heide war und ein entsprechend gottloses Leben ge führt hat. Raub, Mord und Diebstahl dürften zu seiner Tagesordnung gehört haben. Eine ähnliche Laufbahn wird Gestas zugeschrieben. Eine arabische Schrift aus dem 6. Jahrhundert erwähnt Dismas als denjenigen, welcher der heiligen Familie auf ihrer Flucht nach Ägypten Obdach gewährt hat. Dismas und Gestas wurden in Jerusalem gefangen genommen und gemeinsam mit einem dritten Verbrecher, Barabbas, sowie mit Jesus in den Kerker geworfen. Das Urteil für Dismas und Gestas lautete auf den Kreuzestod – neben Jesus. Was folglich mit der Gesinnung Dismas’ während der Kreuzigung geschah, ist für Gläubige von starker Symbolkraft. Als er Zeuge wurde, wie Jesus trotz unendlicher Qualen für seine Peiniger betete und ihnen vergab, erkannte er in ihm den Herrn, fand innerhalb eines Augenblickes und kurz vor seinem Tod zum Glauben und zu vollkommener Reue (uns geschieht recht, wir empfangen, was unsere Taten verdienen, Lk 23,41). Dismas wurde noch am Kreuz vom Verbrecher zum Bekehrten, zum Heiligen. Obschon es seitens Kirche nie eine offizielle Kanonisierung gab, wird der «gute Schächer» wie ein Heiliger verehrt und entsprechend bezeichnet. Ikonografisch fallen Dismas jedoch weder Attribute noch sonstige Erkennungszeichen zu. Seine Abbildung beschränkt sich denn auch weitestgehend auf die Kreuzigungsszene, in der Ostkirche wird er gelegentlich an der Seite Jesu dargestellt bei dessen Abstieg in die Unterwelt. Vereinzelt ist auf Auferstehungsikonen zu erkennen, wie ein Engel Dismas’ Seele in den Himmel geleitet.
Ans Kreuz gefesselt In der Kreuzigungsszene ist Dismas’ Haupt grundsätzlich Jesus zugewandt, während der reulose Schächer Gestas seinen Blick vom Heiland abwendet. Oft er scheint Dismas zudem in hellem Licht, Gestas hingegen liegt im Dunkel. Den beiden Verbrechern ist auf Darstellungen gemeinsam, dass sie nur oder zusätzlich mittels Fesseln am Kreuz befestigt sind – gelegentlich weisen die Kreuze der Schächer eine T-Form auf. Dismas soll später nach Zypern gelangt sein, wo dem Heiligen bis heute eine besondere Verehrung zuteil wird. In der westlichen Kirche findet Dismas nur selten namentliche Erwähnung. Sein Patrozinium ist so gut wie inexistent, man begegnet ihm hauptsächlich in der darstellenden Kunst – in Form von bildlichen Kreuzigungsgruppen oder in plastischer Form auf Kalvarienbergen. Unser hier beschriebenes Gemälde ist das Deckenfresko in der Pfarrkirche St. Nikolaus in Lauerz, Kanton Schwyz. Es stammt vom Maler Josef Heimgartner (1868-1939) und entspricht genau der beschriebenen Situation. Heimgarter zeichnete verantwortlich für die künstlerische Ausstattung zahlreicher Kirchen und Kapellen. Auch wurde er oft als Sachverständiger für Restaurationen herangezogen.
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